Samstag, 25. August 2012

Ich bin wieder da / Stephen Kings "Sie"

Das Wichtigste zuerst: Ich bin aus dem Urlaub zurück. Ehrlich gesagt freue ich mich nicht so sehr, wieder hier zu sein. Irgendwie ist die Luft hier ganz schwer und ... und... unbeweglich. Und selbst das Gras wirkt irgendwie grau. Kurzum - ich will zurück nach Amrum. Der einzige Vorteil von hier ist, dass es Internet gibt, aber ansonsten... mit Internet wäre Amrum wirklich perfekt. Allerdings hab ich es vielleicht geschafft, meine Mutter zu bequatschen, dass wir im Februar in den Faschingsferien wieder hingehen. Nur wir zwei und quasi als Geschenk zu meinem 16. Geburtstag, der ja im Februar ist.
Also, man merkt, es war ein schöner Urlaub. Vielleicht lade ich demnächst noch ein paar Bilder hoch, aber dazu muss ich sie erst auf den Laptop übertragen.^^
Oh, und eine Mitteilung noch: Den NaNo hab ich abgebrochen, aber die Geschichte nicht. Ich hab zwar nichts mehr geschrieben, aber da wir endlich ein Farbband für meine Schreibmaschine bestellt haben, werde ich versuchen, darauf den ersten Entwurf zu schreiben, sobald es da ist. Da kann ich dann nämlich nicht einfach einen ganzen Absatz oder eine halbe Seite frustriert löschen. Höchstens wegwerfen, aber das verbiete ich mir einfach mal. Hoffentlich kommt das Teil am Montag an, damit es weitergeht. Denn auch wenn ich nicht geschrieben hab, hab ich zumindest über James nachgedacht. Und über Ben. Und irgendwie hab ich so das Gefühl, ihre Beziehung zu einander hab ich ein bisschen unterschlagen... keine Ahnung. Mir selbst war Bens Tod leider ein bisschen zu egal, als dass es noch gut sein könnte und deshalb geh ich davon aus, dass es anderen dann noch viel egaler ist. Muss ich also wohl über meinen Schatten springen und die zwei doch mal miteinander interagieren lassen - auch wenn ich doch Dialoge so gar nicht schreiben kann. *seufz* Ich habe zwar ein paar Flashbacks in der Geschichte, wie man merkt, aber erstens an den falschen Stellen (bei der Schießerei zum Beispiel... die ich sowieso überarbeiten muss, das klingt ja furchtbar) und zweitens ... nein. Das ist irgendwie nicht ganz richtig. Allerdings will ich auch nicht auf meinen schönen Anfang verzichten, deshalb muss ich mir wohl was überlegen.
Uff, die Mitteilung ist länger geworden, als ich wollte oder geplant habe, aber ... huh, wenn ich mich mal in ein Thema reingeredet hab, dann labere ich auch - und wie. Merkt man ja.

Anyways, das zweite richtige Thema, über das ich reden wollte, wegen dem ich aber kein extra Posting erstellen wollte, ist Stephen Kings Buch "Sie" (Original: "Misery"), beziehungsweise die Verfilmung davon, die ich im Moment schaue. Das Buch hab ich im Urlaub als eines von zwei Büchern, die ich von insgesamt 12 geplanten geschafft habe, gelesen und ich fand es genial.
Es geht, um es mal zusammenzufassen, um Paul Sheldon, den Autor der im Buch sehr erfolgreichen Misery-Romane und beginnt damit, dass er nach einem schweren Autounfall auf einer vereisten Straße bei der ehemaligen Krankenschwester Annie Wilkes aufwacht. Zunächst ist er froh, dass sie, die von sich behauptet, sein "größter Fan" zu sein, sein Leben gerettet hat, doch er merkt schnell, dass etwas mit ihr ganz und gar nicht stimmt. Im Verlauf des Buches foltert sie ihn sowohl körperlich als auch psychisch. So lässt sie ihn beispielsweise die einzige Version des Manuskript seines neuen Buches, Schnelle Autos, verbrennen und zwingt ihn, stattdessen einen neuen Misery-Roman zu schreiben, da Misery am Ende des letzten bei der Geburt ihres Kindes gestorben ist. Er unternimmt mehrere Fluchtversuche, während sie nicht da ist, aber wozu die führen, will ich eigentlich nicht sagen, weil zumindest mich die Stelle(n) geschockt haben, und ich möchte ungern spoilern. Wer es unbedingt wissen will, kann aber fragen oder es bei Wikipedia nachlesen. :)
 Der Anfang ist etwas sehr ... schleppend, weshalb ich das Buch auch schon einmal angefangen und dann nach fünf Seiten abgebrochen hatte. Diesmal hab ich durchgehalten, und siehe da, es hat sich gelohnt. Und wie. Schlaflos auf Amrum, sozusagen, denn das Buch hat mich fertig gemacht. Selbst wenn ich nicht gelesen hab, musste ich darüber nachdenken, und als ich fertig war, war ich tatsächlich atemlos und musste erst einmal eine Lesepause einlegen. Es ist beeindruckend. Es ist... wow. Stephen King sagt, wenn man Schriftsteller werden will, soll man nie wieder sagen "Ich weiß nicht, ich kann es nicht beschreiben", denn dann hat man seinen Beruf verfehlt. Will ich nicht, also versuch ich es jetzt mal doch. Also, das Buch wirkt zu Beginn langsam und gemächlich, wie der Anfang einer Achterbahn. Obwohl Annie immer irgendwie fürsorglich wirkt, merkt man sofort, dass etwas nicht stimmt mit ihr. Dieses Gefühl verstärkt sich im Laufe des Buches und mit Paul Sheldons eigener Angst nimmt die eigene zu - denn man fühlt sich oft wirklich, als wäre man selbst in Annies Gästezimmer zusammen mit der alten Royal Schreibmaschine eingesperrt. Wie auch die Achterbahn nimmt das Buch immer mehr Fahrt auf, bis es rast und dann kann man so wenig wie man aus der Achterbahn aussteigen kann, das Buch zu beiseite legen. Es ist aber nicht nur spannend, es ist auch stellenweise überraschend philosophisch (ja, ich gebe zu, das hätte ich weder Stephen King noch einem Psycho-Thriller-Horror-Roman zugetraut) und ja, man bekommt sogar Mitleid mit Annie. An einer Stelle musste ich wegen ihr sogar weinen. Sie ist depressiv und verletzt sich selbst, wenn es ihr gerade schlecht geht und ihre Vergangenheit war auch nicht immer toll. Ihre Weltanschauung ist so verquer, dass sie einem fast schon leid tun muss, wenn man sich mal vorstellt, wie schwer sie es haben muss - gerade im Umgang mit Menschen (in erschreckender Art und Weise kann ich mich sogar ein bisschen mit ihr identifizieren... vielleicht sollte mir das Angst machen).
Paul Sheldons Angst wandelt sich langsam in Panik und man bekommt als Leser hautnah mit, wie er langsam von der Vorstellung eines Mordes an Annie zur Planung desselben übergeht und diesen Plan schließlich auch in die Tat umsetzen will. Diesen Teil des Buches finde ich deshalb so genial, weil er so erschreckend wild und menschlich zugleich ist. Denn als Leser plant man diesen Mord mit. Paul Sheldon ist ein guter Mensch - in seinen Rückblenden wirkt er zwar ein bisschen zu arrogant, um noch sympathisch zu sein, aber er würde niemanden töten. Nicht dieser Paul. Zu Beginn ist es auch nur ein Wunschtraum - so wie man sich vielleicht vorstellt, der zu strengen Mathelehrerin eine Lektion zu erteilen oder dem fiesen Chef. Aber diese Vorstellung, dieser Wunschtraum wird eben langsam zu einem festen Vorhaben - und das ist deshalb so unheimlich, weil es zeigt, wie weit ein Mensch gehen kann, um seine Freiheit wieder zu erlangen, wie weit jeder Mensch gehen kann. Und wenn man beim Lesen innehält, merkt man, wie sich dieser Plan Paul Sheldons auch im eigenen Kopf formt - und zumindest ich finde das gruselig und genial zugleich.
Was auch sehr interessant ist an diesem Buch ist, dass es so spannend ist, obwohl mit Ausnahme von ein paar Dingen fast nichts passiert, außer dass Paul Sheldon an seinem Schreibtisch sitzt und schreibt. Aber diese unterschwellige Bedrohung durch Annie und ihre Verrücktheit ist immer da und ist so sehr zu spüren, dass man das Gefühl hat, sie stünde hinter einem.
Noch etwas, das aber vermutlich nur Schriftsteller selbst nachvollziehen können: Ich fand das Buch stellenweise so lustig, dass ich laut lachen musste. Allerdings waren das auch Stellen über das Schreiben, die ein Nicht-Schreiber wohl eher langweilig als interessant oder lustig fände. Mir haben sie bei der Identifikation mit Paul Sheldon geholfen.
Der Schreibstil des Buches... huh. Eigentlich hab ich das schon gesagt, das steckt in allem drin, was ich gerade geschrieben habe. Stephen King hat einen sehr sachlichen Schreibstil, aber das hält ihn nicht davon ab, philosophisch zu werden oder Vergleiche und Metaphern zu verwenden. Ein Bild, das sich durch das ganze Buch zieht, ist das eines im Zoo gefangenen Vogels aus Afrika, den Paul als Kind im Zoo gesehen und wegen dem er sehr geweint hat. Ein anderes das Bild eines Pfahles, der im Meer, bei dem er mit seinen Eltern immer gepicknickt hat, stand und bei Ebbe vollständig sichtbar war, während er bei Flut vom Wasser verborgen wurde. Damit fängt das Buch übrigens auch an. Außerdem vergleicht Paul Annie des Öfteren mit einer afrikanischen Götzenstatue - Afrika ist im Allgemeinen ein ziemlich großes Bild des Buches. Auch Paul Sheldons neuer Roman spielt dort, und Götzenstatuen kommen auch darin vor.
Also, das Buch, das Buch. Ich fand es genial, toll, atemberaubend. Gerade hab ich "Salem's Lot" angefangen und bin sogar ein wenig enttäuscht. Es ist gut, keine Frage, aber wow, "Sie" ist so unglaublich viel besser. Ich bin froh, dass ich es gelesen hab und ich werde es auch nochmal lesen. Mindestens noch einmal.
Den Film, den ich für diesen Eintrag unterbrochen habe, finde ich bisher eher enttäuschend. Die Handlung geht zu schnell, das Fahrt-Aufnehmen, das mir beim Buch so gut gefallen hat, fehlt praktisch völlig und Themen wie Pauls beginnenden Novril-Abhängigkeit werden kaum bis gar nicht thematisiert. Klar ist es schwer, die ganzen inneren Monologe aus dem Buch in den Film zu übertragen, aber im Film fehlt ja nicht nur das, es fehlt auch die Identifikation mit Paul Sheldon. Und zwar völlig. Der Typ da aus dem Film ist mir völlig Wurscht. Annie wirkt mehr wie der Protagonist als er selbst.
Der Film ist gut, wenn man die Spannung, die im Buch aufgebaut wird, nicht kennt. Allerdings muss man das Buch fast schon gelesen haben, da man einige Handlungsabläufe ohne das Buch nicht sehr gut verstehen kann - gerade durch die fehlenden inneren Monologe geht unglaublich viel an Spannung verloren. Der Film hat eine Menge gute Kritiken, und ich verstehe, dass die schauspielerische Leistung ausgezeichnet ist, aber die Umsetzung des Buches will mir einfach nicht so recht gefallen. Es ist tatsächlich einfach dieses langsame Verrückt-Werden, die zunehmende psychische Labilität, ja, einfach der psychische Verfall Paul Sheldons, der mir da fehlt.
Auch Handlungstechnisch geht der Film einfach viel zu schnell - bei seiner ersten Rundfahrt im Haus sieht Paul schon die Küche, die er aber erst später besucht, und viele Dinge wirken ein wenig willkürlich, wahrscheinlich auch wegen der fehlenden inneren Monologe.
Gut. Mehr kann ich noch nicht sagen, da ich noch nicht fertig geschaut habe und mir ein paar wichtige Szenen (die Schocker-Szenen, die ich nicht sagen kann, weil Spoiler) fehlen - wehe, die haben sie nicht untergebracht.
Das war ein sehr langer Eintrag und ich wollte jetzt eigentlich duschen, statt 90 Minuten lang hier rumzuschreiben, aber na ja. Hoffentlich habt ihr überhaupt bis zum Ende durchgehalten. Wenn ja, danke. :)

7 Kommentare:

  1. Schreibmaschine??? w00t?? Ich bin dezent neidisch xD

    Ansonsten: Deine Abneigung gegen Dialoge kann ich absolut verstehen. In längeren (Kurz)Geschichten wird bei mir nie gesprochen.
    Wobei ... ich stelle aber grade fest, dass ich mir grade widerspreche ... ach, egal. Ignorier den letzten Satz einfach :DD


    Und: Woah, das Buch klingt gut! =)

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Ja, so eine hier: http://i.ebayimg.com/00/s/MTYwMFgxMDY2/%24(KGrHqV,!qEE9d8f!!V,BPp3rBYquQ~~60_35.JPG
      Ich hab noch vor, mal ein Fotoshooting mit ihr zu machen, dann kann ich eigene Bilder hochladen.^^ Mein Vater hatte mal eine hier im Keller stehen, aber er hat sie einfach einem Typen, der gerade vorbeigekommen ist und sie wollte, in die Hand gedrückt (gegen meinen Willen). Dafür hat meine Oma bei sich ausgemistet und die hier gefunden und weil sie wusste, dass ich eine will, hab ich sie bekommen. Ich muss sagen, ich bin total stolz auf das Teil, auch wenn ich noch kein Wort damit geschrieben hab (fehlendes Farbband und so; aber das ist ja bald geklärt) und Gott, ich liebe einfach Schreibmaschinen.^^

      Bei mir wird auch nie wirklich viel gesprochen. Nur bei meinen Sherlock-Sachen, fällt mir gerade auf. Aber selbst in der Grundschule hab ich die immer vermieden. :D Ich kann's einfach nicht. Aber ich bin ja froh, dass ich nicht die Einzige bin, der's so geht. :D

      Ist es. <3 Das Genialste, was ich in letzter Zeit gelesen habe, was von einem professionellen Schriftsteller stammt (ich bin durch FF.de mittlerweile verdammt wählerisch geworden, was veröffentlichte Bücher angeht :D). Gott, ich würde es am liebsten noch mal lesen, aber erst mal kommen die andern Stephen King Bücher. Sind immerhin an die 50. :D

      Löschen
    2. Ui, sieht toll aus. ich hätte auch gern eine :))

      Was ich grade sehr merkwürdig finde: Ich hab die Tage einen reinen Dialog geschrieben, das ging dann. Komisch xD

      Ohja, ich bin auch extrem wählerisch ... Ich lese grade "The Girl Who Loved Tom Gordon" von ihm bin aber noch nicht sehr weit. Bin mal gespannt, wie das noch wird :)



      Löschen
    3. Ich liebe Schreibmaschinen einfach^^ Die fühlen sich so richtig nach Schriftsteller an, find ich.

      Redest du von "Dreamt Madness" auf deinem Blog mit deinen englischen Geschichten? Wenn ja, der ist toll geworden. Den mag ich sehr gerne.^^

      Ich hab eben mal bei Wikipedia geschaut. Klingt interessant, vielleicht ist das nach Salem's Lot dran^^ Ich glaube, bei King ist es oft so, dass die Geschichten total langsam anlaufen, und man sich denkt "Maaaaann, wann geht das denn endlich los?".

      Löschen
  2. Ja, bisher ist sie irgendwie im Wald und da sind Käfer und sie sucht den Weg. Nicht so viel passiert :DD

    (Ja, den meinte ich. Danke!)

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Falls du das Buch nicht gut findest oder so (ich kann's ja nicht beurteilen, hab es ja noch nicht gelesen^^), möchte ich dir aber, bevor du King vielleicht aufgibst, wirklich Misery ans Herz legen. Meine Begeisterung dafür ist ja relativ klar. :ninja: :D
      Aber das wird sicher noch spannender, Kings Name ist Programm. :D

      Löschen
  3. Bisher finde ich es nicht schlecht. Mal sehen ^^
    Und wenn ich Misery irgendwo in der Bibi auftreiben kann, werd ichs demnächst lesen, ansonsten wird es auf die nächste Buchbestellung verschoben *grins*

    AntwortenLöschen